8 skurrile Karnevalstraditionen, oder: Was haben Stöckelschuhe, Schweinsblasen und Orangen gemeinsam?

Skurrile Karnevalstraditionen
Skurrile Karnevalstraditionen in Deutschland und im Ausland

Schlachtrufe, Fettgebäck, Süßigkeiten, Karnevalsorden, ausschweifende Umzüge oder an Weiberfastnacht die Krawatten kürzen. Das sind nur ein paar der vielen sehr bekannten und weit verbreiteten Karnevalstraditionen. Es gibt aber auch zahlreiche Traditionen, die nur auf eine einzige Stadt oder Region beschränkt sind und oftmals recht skurril wirken (zumindest für „Außenstehende“).

Unser heutiger Beitrag nimmt einige dieser skurrilen Karnevalstraditionen unter die Lupe – in Deutschland und im Ausland.

Kurioses aus deutschen Karnevalsveranstaltungen

Gickelschlagen: Aber dem Hahn wird keine Feder gekrümmt!

Die Tradition findet man vor allem im Frankenland, z.B. im unterfränkischen Strötzbach. Sie schließt sich in der Regel an den am Rosenmontag stattfindenden Umzug an. Beim Gickelschlagen (bzw. Gockelschlagen) geht es nicht darum, einen Hahn zu treffen, sondern einen Krug. In Strötzbach wird dafür ein Apfelweinkrug eingesetzt.

Gickelschlagen Karneval
Gickelschlagen – Skurrile Karnevalstradition im Frankenland

Die Teilnehmer müssen sich eine geschlossene, blickdichte Hahnenmaske aufsetzen. Sie bekommen zudem einen Dreschflegel in die Hand und müssen nun – blind – den Topf in einem zuvor festgelegten Areal treffen. Die Zuschauer feuern die Maskenträger an und helfen beim Navigieren. Es wird erst geschlagen, wenn der Teilnehmer den Topf erreicht hat. Das kann je nach Zurufen und Orientierung schon einige Zeit dauern. Wer den Topf als erster mit einem Hieb zerschlägt, erhält als Preis einen lebenden Hahn.

Die Strohbären sind los: Vor allem in Hessen

Mit den Strohbären wird eine mittelalterliche Tradition aufgegriffen, die heutzutage besonders in den hessischen Faschingshochburgen eine große Rolle spielt. Wer sich die Mühe macht, in den Strohanzug zu schlüpfen, muss auf jeden Fall fit sein: Die Teilnehmer werden fast komplett in Stroh eingehüllt, nur ein kleines Guckloch bleibt. So kostümiert, werden sie durch die Straßen getrieben. Klingt unbequem, und ist es für die jungen Männer in den Strohbären sicherlich auch. Trotzdem erfreut sich diese skurrile Tradition großer Beliebtheit.

Saublodern: Wichtiges Faschingsutensil im süddeutschen Raum

Saublodern sind aufgeblasene Schweinsblasen. Sie dienen den sogenannten Schuttigen als beliebte Krachmacher, während sie durch die Straßen ziehen. Der Schuttig ist eine der wichtigsten und prächtigsten Narrenfiguren im süddeutschen Raum. Die Vorbereitungen zu diesem Brauch beginnen übrigens schon lange vor der närrischen Zeit im Juni. Ab dieser Zeit sammeln die Metzger die geleerten Schweineblasen und lagern sie zum Konservieren in Salz. Pünktlich zur Faschingshochsaison werden die Blasen mit der dicken Haut mit Luft gefüllt. Wenn die Schuttigen diese Ballons auf den Boden schlagen, entsteht ein höllischer Krach – ein skurriler Brauch, aber nichts für empfindliche Ohren!

Zehenbeißen: Ein ehemaliger Faschingsbrauch aus dem Hochsauerland

Auch wenn sie heute nicht mehr praktiziert wird, hat es diese Karnevalstradition aus dem Hochsauerland in unsere Auflistung geschafft – Skurrilität siegt eben:

Bis ca. zu Beginn des Zweiten Weltkriegs begaben sich die Frauen aus dem Hochsauerland am Faschingsmontag auf Männerjagd. Also ähnlich dem Brauch der Weiberfastnacht. Ziel der Frauen war jedoch nicht die Krawatte, sondern der Fuß: Sie hielten den gefangenen Mann fest, zogen ihm die Schuhe aus und bissen in den großen Zeh. In den 50er Jahren wurde dieser Brauch jedoch als peinlich angesehen und ab da verschwand er aus den Traditionen der Faschingszeit im Hochsauerland.

Ein Blick über die Grenzen – skurrile Karnevalstraditionen außerhalb von Deutschland

Ivrea, Italien: Die Schlacht in Orange

In der Provinz Turin, genauer gesagt im kleinen Ort Ivrea geht‘s dem Obst an den Kragen, genaugenommen der Orange. Das italienische Orangenfest hat sich schon weit über die Grenzen des beliebten Urlaubslandes herumgesprochen und lockt jedes Jahr zahlreiche Touristen in das ansonsten eher verschlafende Städtchen. Dabei ist das Orangenfest, das jedes Jahr am Sonntag vor Aschermittwoch stattfindet, eigentlich eine Orangenschlacht: Mehrere Tausend Teilnehmer bewerfen sich mit Tonnen der Zitrusfrüchte und hinterlassen in fruchtigem Orange getränkte Straßen.

Orangenfest in Ivrea – eine fruchtig, skurrile Tradition

Dieses skurrile Narrenspektakel ist aber keine neue Erfindung, sondern die Abwandlung eines Brauchs aus dem 16. Jahrhundert. Daher verkleiden sich die Teilnehmer mit mittelalterlicher Schutzausrüstung und mittelalterlicher Mode.

Helsinki, Finnland: Höllisch unterhaltsames Rodelvergnügen

Verkleiden? Das spielt in Helsinki zur Karnevalszeit keine große Rolle, zumindest, wenn man an die Körperverkleidung denkt. Dagegen steht die Verkleidung von Schlitten und anderen rutschigen Gefährten am Faschingsdienstag ganz hoch im Kurs in der Landeshauptstadt – dann findet das sogenannte Laskiainen statt. Dazu treffen sich die Studenten im Stadtpark von Helsinki zur wilden Rodelfahrt in aberwitzigen Schlittenkonstruktionen.

Hintergrund dieser wortwörtlich „abgefahrenen“ Tradition: Das Schlittenfahren in der Faschingszeit soll sich positiv auf die Ernte auswirken – je öfter die Teilnehmer den Hang hinabrutschen, desto besser die Ernteergebnisse, heißt es. Kein Wunder, dass sich die Studenten in Helsinki am Faschingsdienstag so ins Zeug legen.

Teneriffa, Kanarische Inseln: Auf die Stöckelschuhe, fertig, los!

Ein fantastisch skurriles Karnevalsspektakel, bei dem die Lachmuskeln arg strapaziert werden: Das Männer-Wettrennen auf Stöckelschuhen in Puerto de la Cruz auf Teneriffa. Was hier passiert, muss man eigentlich selbst erlebt haben: Auf einem Parcours zwischen der Plaza de Europe und dem Hafen staken die Männer auf bis zu 12 cm hohen High Heels und in Frauenkleidern geschmückt zum Ziel, natürlich mit dem Willen, als Erster zu triumphieren. Dass dieser „Lauf“ seine Tücken hat, kann man sich lebhaft vorstellen.

Und als wäre das nicht verrückt genug, legen die Inselbewohner noch einen drauf: mit dem Begräbnis der Sardine. Auch das ist ein fester Bestandteil der Teneriffa-Karnevalstraditionen. Eine überdimensional große Sardine wird am Aschermittwoch in einem Trauermarsch durch die Hauptstadt Santa Cruz getragen. Ein wahrhaft tierischer Abschied vom Karnevalsfest.

Ashbourne, England: Fasching im Fußballfieber

England und Fußball – das gehört einfach zusammen. Anscheinend denken die Engländer auch in der Faschingszeit so, denn diese wird u.a. mit dem Shrovetide-Fußballspiel gefeiert. Das Event findet am Faschingsdienstag und Aschermittwoch in Ashbourne, Derbyshire statt. Zwei Tage? Genau, denn die Spieler müssen hier nicht ein normal großes Fußballfeld bespielen, sondern ein fünf Kilometer langes Feld. An beiden Tagen wird jeweils 8 Stunden gekickt, mit mehreren hundert Spielern. Da wundert es kaum, dass auch die üblichen Regeln eines Fußballspiels in Ashbourne außer Kraft gesetzt werden.

Sie möchten noch mehr über skurrile Traditionen erfahren? Dann sollten Sie sich unbedingt unseren Beitrag zu „5 skurrilen Vereinen“ anschauen. Sie glauben nicht, was alles im Vereinsleben zelebriert wird! Und auch Weltmeisterschaften können äußerst seltsame Formen annehmen: „6 kuriose Weltmeisterschaften“.

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