Karneval international – so feiert die Welt das närrische Fest

Andere Länder, andere Bräuche

Nicht nur die Karnevalshochburgen wie Köln und Bayern sind in der fünften Jahreszeit im Karnevalsrausch. Auch rund um die Welt wird das bunte Fest ausgelassen gefeiert. Verschiedene Bräuche verleiten die Menschen zu den verrücktesten Taten. Während die einen sich gegenseitig mit Orangen bewerfen, begraben andere eine Sardine oder beschmieren sich mit Schokolade. Auf der ganzen Welt gibt es feste Bräuche wie in Deutschland die Verleihung von Karnevalsorden, die auf einer langjährigen Tradition beruhen.

Teneriffa: Männer auf Stöckelschuhen und ein Sardinenbegräbnis

Dancing people at Carnival BallsZu Karneval geht es auf der Inselhauptstadt Puerto de la Cruz hoch her. Farbenfrohe Umzüge beleben die Straßen und unzählige Stände locken mit leckeren Süßigkeiten. Doch vor allem zwei Events sind das Highlight des Karnevals auf Teneriffa. Ein Spaß für Teilnehmer und Zuschauer ist der Männermarathon in Puerto de la Cruz, bei dem Männer auf bis zu zwölf Zentimeter hohen Absätzen über einen Hindernisparcours stöckeln. Abgebrochene Absätze und Stürze bleiben da natürlich nicht aus. Außerdem findet ein Sardinenbegräbnis statt. Dabei wird eine Sardine, die aus Pappe und Lumpen angefertigt wurde, auf einen Thron durch die Straßen getragen. Eine schwarz gekleidete Trauergemeinde begleitet die Sardine bei ihrem letzten Gang, bevor sie unter Wehklagen verbrannt wird. Dieser Brauch symbolisiert das Ende des Karnevals.preview

Italien: Die große Vitaminschlacht

Am Sonntag vor Aschermittwoch findet in der Stadt Ivrea in Italien eine ganz besondere Schlacht statt. Geschossen wird nicht mit Bonbons oder Süßkram, sondern mit Vitaminen. Bei der Orangenschlacht, der Battaglia delle arance, liefern sich zwei gegnerische Parteien eine Schlacht mit Orangen. Rund 3000 Teilnehmer nehmen an diesem Ereignis teil und bewerfen sich gegenseitig mit Zitrusfrüchten. Dabei zeigt sich, dass Obst nicht immer gesund ist, denn jährlich gibt es bis zu 200 Verletzte durch Orangenbeschuss. Am Ende der Schlacht ist der Boden ein Teppich aus zerfetzten Orangen. Der Ursprung des Brauches geht auf das Mittelalter zurück, wo es Bewohnern gelang, einen grausamen Feudalherren mit essbaren Wurfgeschossen zu vertreiben.

Großbritannien: Royal Shrovetide Football in Ashbourne

Das Fußballfieber packt die Menschen in der Grafschaft Derbyshire nicht nur zur EM oder WM. Jährlich am Faschingsdienstag und Aschermittwoch sorgt das Shrovetide-Fußballspiel für große Begeisterung. Bei dem traditionellen Kickern wird auf einem Feld gespielt, das sich über die ganze Ortschaft erstreckt und knapp fünf Kilometer groß ist. Die Teilnehmerzahl ist unbegrenzt und Regeln gibt es eigentlich auch keine. Zwei volle Tage lang wird mit einem mit Kork gefüllten und selbst angemalten Lederball gespielt. Die Spielzeit beträgt höchstens acht Stunden am Tag. Da der Ball bei dem großen Spiel auch durch das Dorf gekickt wird, sind die Schaufenster vorsichtshalber verbarrikadiert. Ein Treffer wird erzielt, wenn der Ball dreimal die als Tor dienende Steinpyramide des Gegners berührt hat.

Finnland: Wilde Schlittenfahrt statt wilde Party

Sportlich geht es zu Fasching nicht nur in England zu. Auch beim finnischen Fasching steht körperliche Aktivität im Vordergrund. Ein Aberglaube besagt: Ausgiebiges Rodeln steigert die Ernte. Wohl weniger wegen der Ernte als wegen des Spaßes treffen sich am Faschingsdienstag unzählige Studenten im Stadtpark von Helsinki und veranstalten mit meist selbstgebauten, teilweise technisch sehr ausgefeilten Schlitten ein Rennen. Um neue Kraft für diese Anstrengung zu tanken, wird traditionell eine Erbsensuppe gegessen und Arrakpunsch genossen. Ein weiteres typisches Faschingsgericht ist Laskiaispulla, ein süßes Gebäck mit Sahne- und Marzipanfüllung.

Dominikanische Republik: In La Vega ist der Teufel los

Einen besonderen Faschingsbrauch hat auch die Dominikanische Republik vorzuweisen. Durch die Straßen von La Vega zieht einer der größten und lebendigsten Karnevalsumzüge aus der Dominikanischen Republik. Ein besonderes Highlight sind die hinkenden Teufel. Diese verteilen nichts Süßes, sondern Schläge. Menschen laufen mit Teufelskostümen und überdimensionalen Masken durch die Straßen und versohlen anderen Narren mit Stöcken, an denen Gummibälle befestigt sind, den Hintern. Der Brauch entspringt einer Legende, die besagt, dass Satan den Teufel auf die Erde warf, um die Narren für ihre Sünden zu bestrafen. Dabei verletzte sich der Teufel den Fuß, weshalb er als hinkender Teufel bezeichnet wird.

Brasilien: Kondomregen in Salvador

In der Hafenstadt Salvador feiert man den größten Straßenkarneval der Welt, der als “Bahia: major explosão de alegria” (deutsch: Bahia, die größte Explosion der Lust) bezeichnet wird. Das Fest beginnt damit, dass der Bürgermeister dem dicken König den Rathausschlüssel übergibt. Dieser König wird durch einen schwer gewichtigen Mann symbolisiert. Die Zeremonie steht dafür, dass in den kommenden Tagen Spaß und Ausgelassenheit regieren sollen. Ausgelassene Tänze und Freizügigkeit prägen diese Zeit. Sechs Tage und Nächte tobt die große Feier. Statt Karamellen fliegen Kondome von den Festwagen, nicht dass bei der wilden Feierei noch ein kleines Malheur passiert.

Trinidad und Tobago: Rohöl und Schokosauce Port of Spain

Ein Höhepunkt des Karnevals in der Hauptstadt Port of Spain ist der Umzug “J’ouvert”, der jedes Jahr am Rosenmontag stattfindet. Bei diesem Festumzug dürfen nur Kleider getragen werden, die danach weggeworfen werden, denn sauber bleibt hier keiner. Um die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu verwischen, beschmieren sich die Festzugsteilnehmer gegenseitig mit Rohölschlamm und Schokosauce. Nach diesem Umzug hat jeder eine Dusche mehr als nötig. Deswegen bieten Hotels Außenduschen an, in denen die Karnevalisten sich den Dreck vom Körper spülen können. Der Weg durch die Lobby wird dann in Unterwäsche beschritten.

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