Der Fanbeauftragte eines Fußballclubs – der Experte für die Arbeit mit Fans

Aufgaben eines FanbeauftragtenFahnen werden geschwungen, Fanschals in die Höhe gehalten, Fanlieder laut geträllert – in den Fußballstadien herrscht meist viel Leben. Wenn die Lieblingsmannschaft spielt, sind die Fans mit Eifer und Begeisterung mit dabei und fiebern mit ganzem Herzen mit. Sie unterstützen und motivieren ihren Verein. Fußballfans gelten nicht umsonst als der 12. Mann auf dem Platz. Aber auch jenseits vom Stadium sind Fans wichtig. Ihr Engagement macht einen Verein bekannter und auch die finanzielle Unterstützung durch Mitgliederbeiträge oder durch den Kauf von Fanartikeln ist für viele Vereine überlebenswichtig. Und gerade weil jeder Fan als Unterstützer viel wert ist, gewinnt die Fanarbeit zunehmend an Bedeutung. In vielen Vereinen gibt es inzwischen sogenannte Fanbeauftragte, die sich explizit um die Belange der Fans kümmern. Sogar in England wurde die Idee des Fanbeauftragten schon aufgegriffen. Seit einigen Jahren muss jeder englische Fußballverein einen Fanbeauftragten stellen. Doch was genau macht der Fanbeauftragte? Und woher stammt diese Idee?

Die Entstehung der Fanbeauftragten – von der Idee zum Beruf

Die Position des Fanbeauftragten entwickelte sich aus der Fanszene heraus. Früher kämpfen Fans vermehrt mit dem Problem, dass Vereine nicht zuhörten, wenn Fans ihr Anliegen äußerten. Anfang der 1980er Jahre versuchten die Fans der Bundesligavereine, etwas gegen diese Einbahnstraßenkommunikation zu unternehmen. Sie wollten, dass Probleme wie zu teure Eintrittspreise ernst genommen werden. Zudem lag die Betreuung der Fans auch im Interesse des DFB, der auf diese Weise die zunehmende Gewalt während und nach Fußballspielen eingrenzen wollte. Bei vielen Vereinen stieß das Konzept des Fanbeauftragten zunächst auf wenig Begeisterung. Selbst in Klubs, wo ein Fanbeauftragter eingestellt wurde, blieben seine Aufgabenbereiche lange Zeit weitestgehend unbekannt. Erst durch die Verankerung des Berufs im NKSS, wurde die Position aufgewertet und mit neuen wichtigen Aufgaben und Anforderungen versehen. Heutzutage sind Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga sogar dazu verpflichtet, eine Stelle für einen hauptamtlichen Fanbeauftragten in Vollzeit einzurichten. Auch Vereine der 3. Liga und Regionalligen müssen die Position eines Fanbeauftragten besetzen. Wenn möglich sollte dieser hauptamtlich tätig sein. Da dies aber aus Kostengründen nicht immer realisierbar ist, besteht für diese Vereine alternativ die Möglichkeit, dass die Stelle des Fanbeauftragten als Teilzeitstelle vergeben wird oder sogar ehrenamtlich ausgeführt wird.

Die Aufgaben des Fanbeauftragten

Der Fanbeauftragte ist eine Brücke zwischen dem Verein und seinen Fans. Anders als bei Fanprojekten kümmert er sich nicht nur um spezielle Gruppierungen oder einzelne Fans, sondern agiert als Ansprechpartner für alle Anhänger des Klubs.

Betreuung der Fans

Während in England meist Mitarbeiter des Klubs als Fanbeauftragte beschäftigt werden, kommen die Fanbeauftragten in Deutschland meist aus dem Lager der Fans. Das hat den Vorteil, dass der Fanbeauftragte umso besser mit den Belangen der Fans vertraut ist. Die genauen Aufgaben des Fanbeauftragten unterscheiden sich von Verein zu Verein. Grundsätzlich besteht die Hauptaufgabe des Fanbeauftragten darin, zwischen den Fans zu vermitteln und bei Problemen zu helfen. Er kümmert sich um die Fragen und Interessen der gesamten Fanszene des Vereins. Mit seiner Hilfe soll gegenseitiges Verständnis zwischen den Fans und dem Verein gefördert werden. Das Aufgabengebiet Fanbetreuung umfasst dabei eine Vielzahl von verschiedenen Tätigkeiten. Deswegen gibt es besonders bei großen Vereinen oftmals mehrere Fanbeauftragte, die sich um die Fragen und Anliegen der gesamten Fanszene kümmern. Es kann aber auch vorkommen, dass ein Fanbeauftragter als Einzelkämpfer für Tausende Fans zuständig ist.

Zu den Aufgaben eines Fanbeauftragten gehören unter anderem:

  • das Beantworten von E-Mails
  • die Pflege der Fanseite
  • die aktive Kommunikation mit Fans
  • der Besuch von Internetforen sowie das Mitdiskutieren
  • das Annehmen von eingehenden Anrufen.
  • die Organisation von Kommunikation zwischen Spielern und Fans in Form von Autogrammstunden oder regionalen Fanclub Treffen mit Spielern
  • der gemeinsame Aufenthalt mit Fans in Kneipen oder an Fahrtreffpunkten vor dem Spiel
  • die Anwesenheit im eigenen Fanbereich während des Spiels
  • Kommunikation mit den Fans nach dem Spiel zum Beispiel am Infostand

Vertretung von Vereinsinteressen und Verhindern von gewaltvollen Auseinandersetzungen

Der Fanbeauftragte kümmert sich aber nicht nur um die Interessen der Fans, sondern vertritt auch die Politik und Entscheidungen des Vereins gegenüber den Fans. Ein weiterer wichtiger Aufgabenschwerpunkt dreht sich um den Bereich der Sicherheit und Prävention. Der Fanbeauftragte hat die Aufgabe in Zusammenarbeit mit anderen Fanvertretern auf das Verhalten der Fans positiv Einfluss zu nehmen. Seine Bemühungen sollten sich darum drehen, verbale und körperliche Auseinandersetzungen untereinander und mit den Fans anderer Vereine sowie Ausschreitungen bei Fußballspielen zu verhindern. Unter anderem nimmt er deswegen an Sicherheitsbesprechungen vor der Saison oder vor Heimspielen teil. Sollte es doch zu gewaltvollen Auseinandersetzungen nach einem Spiel kommen, vermittelt der Fanbeauftragte zwischen den Fans und der Polizei. Wenn die Möglichkeit besteht, soll er zudem Fans in brisanten Situationen beruhigen und so im Notfall zur Deeskalation beitragen.

Anforderungen an einen Fanbeauftragten

Die vielfältigen Aufgaben stellen hohe Anforderungen an den Fanbeauftragten. Damit er seine Arbeit zufriedenstellend für Fans und Verein ausführen kann, sollte er vor allem die Fanszene kennen. Was bewegt die Fans? Was sind ihre Interessen? Wie ist ihr Charakter? All diese Fragen wirken sich auf seine Arbeit aus. Zudem sind nach den Empfehlungen des DFB Grundkenntnisse in Psychologie und Soziologie wünschenswert. Aber auch Kenntnisse über Verfahren und Möglichkeiten, Menschen positiv anzuleiten und zu lenken, sind für den Fanbeauftragten sehr von Vorteil.

Quellenangabe / Bild

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